Fondazione Hermann Hesse Montagnola
Bäume
Es gibt in Hesses Werk viele Texte, in denen er den einzelnen Menschen mit einem Baum gleichsetzt und damit antropomorphe Deutungen aus unterschiedlichen Kulturkreisen aufnimmt. So heisst es in dem bekannten Gedicht Im Nebel: «Kein Baum sieht den andern, jeder ist allein». Es ist ein Baum, in den sich Piktor in dem gleichnamigen Märchen verwandeln lässt. Und noch in seinem letzten Gedicht Knarren eines geknickten Astes, verwendet Hermann Hesse dieses Bild stellvertretend für den Menschen.

In Montagnola lässt sich Hesse durch die Bäume im Garten der Casa Camuzzi, durch die Spaziergänge in den Kastanienwäldern und später durch die Pflege der Anpflanzungen im Garten der Casa Rossa inspirieren; die Bäume werden für ihn beseelte Lebewesen und seine Freunde. 1927 schreibt Hesse in Klage um einen alten Baum:
«[…] wenn ich einen Blick über diesen Garten werfe, so gibt er mir – nicht nur das, was er dem entzückten oder gleichgültigen Blick jedes Fremden gibt, sondern unendlich viel mehr […] das Laub jedes Baumes sowie seine Blüte und Frucht ist mir in jedem Zustande des Werdens und Hinsterbens wohlbekannt, jeder ist mein Freund, von jedem weiß ich Geheimnisse, die nur ich und sonst niemand weiß. Einen dieser Bäume zu verlieren, heißt für mich, einen Freund zu verlieren.»

In der Umgebung können die Besucher auch heute noch Kastanienwälder durchstreifen und Hesses Beschreibungen der Eiben, Blutbuchen, Kamelien, Magnolien nachempfinden.
© Fondazione Hermann Hesse Montagnola