Fondazione Hermann Hesse Montagnola
Ehrenbürgerschaft
Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft bedeutete eine sehr wichtige Auszeichnung für Hermann Hesse. Er wurde damit in den Kreis der Tessiner aufgenommen, auch wenn er doch ein «Zucchino», wie man bis heute die Menschen von der anderen Seite der Alpen nennt, blieb. Eine grössere Anerkennung kann es von dem auf seine Eigenständigkeit bedachten Tessiner Volk, welches allem Fremden vorsichtig gegenübertritt, nicht geben.

Selten hat man einen so lockeren, fröhlichen Hesse gesehen, der sich mit einer Rede in italienischer Sprache bei seinem Dorf und dessen Bewohnern bedankte:

«Ich war nie ein großer Redner und ich bin es heute, im fortgeschrittenen Alter, noch weniger als früher. Ich möchte trotzdem, so gut es mir möglich ist, meine Gäste herzlich begrüßen, und ihnen mitteilen, wie sehr mich die Ehrung durch die Gemeinde Montagnola freut und bewegt.
Dem Gemeinderat und dem Herrn Bürgermeister bringe ich meinen Dank und meine Hochachtung zum Ausdruck; alle hier Versammelten heiße ich herzlich willkommen…
Mehr als vierzig Jahre habe ich hier gelebt und gearbeitet, habe auch als Schriftsteller wie als Maler-Dilettant oft das Lob
des Tessins und der Collina d'Oro gesungen. Stets habe ich Landschaft, Volk und Klima des Tessins geliebt.
Wenn ich an die hier verlebten Jahrzehnte zurückdenke, müßte ich viele Namen von Montagnolesen nennen, die meine Liebe und Hochachtung verdienen und denen ich mich zur Dankbarkeit verpflichtet fühle. Statt der vielen will ich einige wenige mit Namen nennen: meine treue Natalina Cavadini, meinen tüchtigen Gärtner und Altersgenossen Lorenzo Cereghetti, die Familie Camuzzi, unseren tüchtigen ehemaligen Bürgermeister Gilardi, der im Jahre 1931 die Trauung mit meiner lieben Gefährtin zelebriert hat – nicht zu vergessen seine kluge und ehrenwerte Mutter. Seit dem Bau dieses Hauses bin ich ebenfalls in ständiger freundschaftlicher Beziehung zur Familie Brocchi, Vater und Sohn, und ich darf die Familie Petrini vom Postbüro in Montagnola nicht vergessen, die so manche Mühe mit mir gehabt hat.
Daß die Sympathie und der Respekt, die ich für Montagnola empfinde, nicht unerwidert blieben und die Gemeinde mich als Mitbürger aufnimmt, freut und rührt mich sehr.
Nehmen Sie, meine Herrschaften, nochmals den Ausdruck meiner Dankbarkeit entgegen.»

Ehrenbürgerschaft

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