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Als sich Hermann Hesse 1919 von der Familie trennte und ins Tessin zog, fand er nach wenigen Wochen Unterkunft in der Casa Camuzzi, die 1853 von dem Architekten Agostino Camuzzi im barock-verspielten Stile eines russischen Palais gebaut wurde und vor der er einen exotischen, terrassierten Garten anlegte. Hermann Hesse erlebte hier die Sinnlichkeit des Südens in einer nie gekannten Intensität. In der 1920 erschienenen Erzählung Klingsors letzter Sommer beschreibt er dieses Lebensgefühl und den von ihm heissgeliebten Garten der Casa Camuzzi: «Unter ihm sank tief und schwindelnd der alte Terrassengarten hinab, ein tief durchschattetes Gewühl dichter Baumwipfel, Palmen, Zedern, Kastanien, Judasbaum, Blutbuche, Eukalyptus, durchklettert von Schlingpflanzen, Lianen, Glyzinien. Über der Baumschwärze schimmerten blaßspiegelnd die großen blechernen Blätter der Sommermagnolien, riesige schneeweiße Blüten dazwischen halbgeschlossen, groß wie Menschenköpfe, bleich wie Mond und Elfenbein, von denen durchdringend und beschwingt ein inniger Zitronenduft herüberkam.»
Inspiriert von dieser Umgebung unternahm Hermann Hesse ausgedehnte Wanderungen, auf denen unzählige Aquarelle entstanden. In der zum Komplex der Casa Camuzzi gehörenden Torre Camuzzi befindet sich heute das Museum. Die Casa Camuzzi und der Garten sind in Privatbesitz und können nur noch von aussen bewundert werden.
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